Sprache 3: Das Substantiv

In diesem Artikel wird es um das Substantiv und seine Deklination gehen. Passend dazu werfen wir einen kleinen Blick auf die einzelnen Fällen, die Bedeutung dahinter und daher die Frage, welche Fälle in deiner Sprache benötigt werden. All jene, die das Deutsche kennt oder kannst du reduzieren? Brauchst du gar noch mehr Fälle?

Außerdem behandeln wir den Artikel mit seinen Eigenheiten.

Worum geht es in diesem Artikel?

  • Auswahl der Fälle
  • Erstellen unterschiedlicher Deklinationsgruppen für Substantive
  • Der Artikel
    • Bestimmt
    • Unbestimmt
    • Stellung beim Substantiv

Die Deklination der Substantive

Die syntaktischen Einflüsse der Fälle

Nicht jede Sprache besitzt so ausgeprägte Fälle wie das Deutsche - zumindest eine Ahnung davon hat aber jede (wie man an der Deklination der Personalpronomen in sämtlichen indogermanischen Sprachen sieht). Jene Sprachen, die auf das Deklinieren von Substantiven verzichten, sind umso steifer in ihrem Satzbau. Im Deutschen sind "wirre" Sätze gut möglich, denn wegen der Fälle bleibt der Bezug stets klar. Da es beispielsweise im Englischen keine Fälle an sich mehr gibt, muss der Satzbau gut durchorganisiert sein.

 

Beispiel: I like the apple.

Zu Deutsch: Ich mag den Apfel. Ebenso gut könnte man aber auch sagen: Den Apfel mag ich. Die Betonung, aber nicht die Bedeutung verändert sich.

 

Wenn man sich nun also dazu entschließt, in seiner Sprache keine Fälle zu verwenden, dann sollte man sich bewusst sein, dass dieser Schritt die Sprache nur in einem ersten Moment vereinfacht. Geht es später um den Satzbau sind Sprachen ohne die Deklination an ein strenges Schema gebunden und somit weniger wandelbar. Häufig müssen Dinge, die wir durch schlichtes Umstellen im Deutschen betonen, in diesen Sprachen anders nuanciert werden.

 

Beispiel:

A: Isst du die Birne?

B: Den Apfel esse ich.

 

Auf Italienisch:

A: Mangi la pera?

B: E' la mela che mangio. (Es ist der Apfel, den ich esse.)

Die inhaltliche Bedeutung der Fälle

Sehr unterschwellig kann man mit den Fällen kulturelle Ansichten seines Volkes in die Sprache packen. Ganz besonders interessant finde ich den Genitiv - der, wie der Name schon sagt, die Herkunft oder Zugehörigkeit eines Substantives beschreibt (lat. genus = Geschlecht).

Die germanischen Völker hielten viel von Herkunft und Familienstamm. Wenn sich jemand vorstellte, war es vollkommen üblich auch den Namen des Vaters oder der Sippe zu nennen. Ein Relikt davon finden wir heute noch in den isländischen Nachnamen, die sich stets auf den Vater beziehen, zum Beispiel Ketil Arnason - also Sohn des Arni.

In meinen Augen ist es bezeichnend, dass die germanischen Sprachen selbst in jenen Fällen, in denen die Deklination verkümmert ist, noch einen Genitiv besitzen. Neben Schwedisch ist Englisch das klassische Beispiel: Johans katt - Joe's cat.

Ebenso bezeichnend - aber das ist nun reine Interpretation - finde ich, dass der Genitiv im Deutschen allmählich an Bedeutung verliert; ebenso wie Abstammung und Zugehörigkeit bei uns an Bedeutung verliert. Es zählt heutzutage weniger, woher du kommst, als vielmehr, was du tust.

 

Ein weiterer interessanter Fall ist der lateinische Vokativ. Er lässt darauf schließen, dass bei Römern das Ansprechen einer Person eine große Rolle spielte. Ich stelle mir gerne vor, dass wir eine Ahnung dieser Mentalität noch in der Offenheit der Italiener wiederfinden, die bekanntlich auch keine Scheu haben, auf andere Menschen zuzugehen.

 

Der König der Fälle ist vermutlich das Finnische. Mit seinen fünfzehn Fällen übersteigt es in den Augen vieler alles Notwendige. Finnen benutzen beispielsweise Lokalfälle, also Fälle, die lediglich örtliche Präpositionen ersetzen (in ... hinein, aus ... heraus, ...) oder auch sogenannte abstrakte Fälle wie "mit" oder "zusammen mit".

 

Neben dem völligen Weglassen von Fällen, ist die einfachste Variante für einen Deutschsprachigen sicherlich, schlicht die bekannten vier Fällen (Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ) zu übernehmen. Es ist aber durchaus lohnenswert, sich darüber Gedanken zu machen, ob aufgrund sozialer Strukturen weitere Fälle sinnvoll wären.

Meine aktuelle Sprache wird von einem Volk verwendet, das alles und jeden gerne mit Dingen und anderen Menschen in Beziehung setzt. Daher habe ich je einen Fall für die Präpositionen "mit" und "ohne" erstellt.

Die Deklinationsgruppen

Die meisten (deklinierenden) Sprachen unterscheiden neben unterschiedlichen Fällen auch unterschiedliche Deklinationsgruppen.

Das Deutsche macht es sich einfach und beugt die Nomen je nach Geschlecht, dementsprechend gibt es nur drei Gruppen. Das Lateinische dagegen hat schon mehr und neben den geschlechtsabhängigen -a- und -o-Deklinationen, gibt es auch konsonantische, bei denen der Genus des Wortes keine Rolle spielt. Hier interessiert die Endung des Wortes, nicht das Geschlecht. Weit komplizierter ist das Altnordische, das seine Substantive sowohl nach Geschlecht als auch nach Endung unzähligen Gruppen zuordnet.

 

Ich halte also fest, Deklinationsgruppen kann man nach unterschiedlichen Voraussetzungen erstellen und sortieren:

  • Geschlecht des Substantivs
  • Wortendung
  • Gemischt
  • Weitere Ideen?

In meiner aktuellen Sprache habe ich mich für die Einteilung nach Endungen entschieden. Der Einfachheit halber ähneln sich die meisten Gruppen in der Form, denn in meinen Augen macht es wenig Sinn, sich an Kreativität zu übertreffen und jeder Gruppe eine völlig neue und innovative Beugung zu geben. Denkbar ist es natürlich.

Übrigens: Die Veränderung des Substantives beim Deklinieren muss nicht unbedingt am Ende des Wortes stattfinden.

Und ohne Fälle?

Auf irgendeine Weise muss der Bezug der Wörter zueinander klargemacht werden. Es ist ein Unterschied, ob der Mann dem Hund nachläuft oder der Hund dem Mann.

 

Sprachen ohne Fälle bedienen sich daher der Präpositionen auf dieselbe Weise, wie Deutschsprachige den Genitiv mit "von" umschreiben. Anstelle von der "Rose des Gartens" spricht man von einer "Rose vom Garten" oder "aus dem Garten".

Hier ein paar Beispiele:

 

Italienisch: Do la lettera a te.

Französisch: Je donne la lettre á toi.

Englisch: I give the letter to you.

Deutsch: Ich gebe dir den Brief.

 

Anhand des Italienischen lässt sich der Umgang mit den Fällen ohne Deklination recht gut erklären.

Fall Italienisch Deutsch
Nominativ Keine Präzisierung: la donna  die Frau
Genitiv "di" (= von): dell'uomo des Mannes
Dativ "a" (= zu): al bambino dem Kind
Akkusativ Keine Präzisierung; Satzstellung: la lettera den Brief

La donna regala la lettera dell'uomo al bambino.

Die Frau schenkt den Brief des Mannes dem Kind.

 

(Würde man den Satz nach dem Akkusativobjekt umstellen - Den Brief des Mannes gibt die Frau dem Kind - käme im Italienischen nur Unsinn heraus: La lettera dell'uomo da la donna al bambino. Der Brief des Mannes gibt die Frau dem Kind.)

Der Artikel

Kommen wir zum Artikel.

Man unterscheidet zwischen bestimmt (der Mann) und unbestimmt (ein Mann). Die meisten Sprachen kennen den unbestimmten Artikel nur im Singular, es gibt aber auch welche, die einen unbestimmten Plural haben, wie das Französische (des hommes). Im Deutschen wird das durch "einige Männer" umschrieben - das "einige" nimmt hier aber nicht die Funktion eines Artikels, sondern eines Indefinitpronomens ein.

 

Der unbestimmte Artikel hängt sprachlich eng mit dem Zahlwort für eins zusammen, weshalb ich das bei meinen Sprachkreationen auch niemals trenne. Ein paar Beispiele:

 

  • Deutsch: eins - ein
  • Italienisch: uno - un
  • Französisch: un - un
  • Englisch: one - a
  • Schwedisch: en - en

 

Die Stellung

Von den meisten Sprachen sind wir es gewohnt, dass die Artikel direkt vor dem Nomen stehen: die Frau, la donna, la femme, the woman. Die skandinavischen Sprachen aber hängen den Artikel hinten an (im Beispiel zuerst Schwedisch, dann Isländisch). 

 

Ein Mann: en mann - einn maður

Der Mann: mannen - maðurinn

 

 

Der Artikel verändert den Klang der Sprache (ebenfalls und wie so oft) erheblich. In meiner ersten Sprache ließ ich mich vom Altnordischen beeinflussen und gab den Nomen daher im Klang eine starke Beugung. Die Artikel wie im Altnordischen anzuhängen, kam für mich aber nicht infrage, da dies zu unaussprechlichen Wortschlangen führte. Vorangestellte Artikel allerdings ließen das Gesamtkonstrukt sehr künstlich und holprig wirken.

 

Ich habe mich kurzerhand dazu entschlossen, bei bestimmt deklinierten Substantiven den Artikel ganz weg zu lassen - wie im Lateinischen.

Die Pronomen

Das Adjektiv


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